Dem Wesen des Menschen entspricht es, Umwelt und Objekte seinen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Die im Menschen dazu angelegten motorischen und geistigen Fähigkeiten werden im Unterrichtsfach Werken in besonderem Maße ausgebildet und gefördert. So wird die eigene Lebenswelt als gestaltbar erfahren.
In enger Verknüpfung von fundiertem Fachwissen, praktischen Fertigkeiten und deren situationsbezogener Anwendung befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit der vom Menschen geschaffenen Gegenstandswelt in den Bereichen Kultur, Handwerk und Technik. Dabei erfahren sie, wie die vom Menschen gestaltete Welt aus einer kulturellen Tradition erwachsen ist und einer stetigen Weiterentwicklung durch technischen Fortschritt und veränderte Lebensbedingungen unterliegt. Der Erwerb von Technikverständnis soll den Schülerinnen und Schülern helfen, ihre technisch orientierte Lebenswelt zu erschließen.
Durch das praktische Umsetzen eigener Ideen in einem Werkvorhaben erleben die Schülerinnen und Schüler die Freude an der manuellen Tätigkeit, erweitern ihre eigenen Gestaltungsfähigkeiten und sensibilisieren ihr Bewusstsein für den Wert des Materials und des Selbstgeschaffenen. Der Werkunterricht leistet einen wichtigen Beitrag für die lebensnahe sowie alters- und entwicklungsgemäße Ausbildung von Problemlösungs- und Handlungsfähigkeit im handwerklichen, technischen und gestalterischen Bereich. Dabei werden Materialkenntnisse zu wichtigen, zeitgemäßen Werkstoffen vertieft und verknüpft mit der Anwendung entsprechender Werkverfahren sowie dem fachgerechten Einsatz von Werkzeugen, Hilfsmitteln und Maschinen. Schülerinnen und Schülern mit besonderem Förderbedarf können individuelle Hilfestellungen zum Erwerb der fachlichen Handlungskompetenz angeboten werden.
Ein planvolles und systematisches Vorgehen, wie die Organisation und Gliederung des Arbeitsprozesses, das Anfertigen von Entwürfen, Detailzeichnungen, Stücklisten oder das gemeinsame Besprechen von Gestaltungsideen, unterstützt das Gelingen des Werkvorhabens und fördert ein vernetzendes Denken. Das zunehmende Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärkt dabei die Experimentierfreude und die Bereitschaft zu neuen Lösungswegen. Die Schülerinnen und Schüler erleben im Analysieren, Planen, Ausführen und Reflektieren, wie funktionale und gestalterische Elemente eines Werkprodukts zusammenwirken und entwickeln dabei sowohl technisches Verständnis als auch ästhetisches Urteilsvermögen. Durch das eigene werktechnische Tun wird erfahren, dass Funktion, Formgebung, Material und Konstruktion voneinander abhängig sind. Im Erkennen und Nachvollziehen dieses Wirkungszusammenhangs entsteht funktionales Denken. Bei der praktischen Umsetzung des Werkvorhabens sind Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ebenso fester Bestandteil des Unterrichts wie Maßnahmen zum Umweltschutz. Das Fach Werken sensibilisiert für soziale, ökonomische, ökologische und politische Phänomene und Probleme der nachhaltigen Entwicklung und trägt dazu bei, deren wechselseitige Abhängigkeiten zu erkennen und Wertmaßstäbe für eigenes verantwortungsbewusstes Handeln in einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu entwickeln.
Durch die Auseinandersetzung mit bedeutenden Erzeugnissen der Kulturgeschichte, des Handwerks, der Industrie und der eigenen Arbeit werden die Schülerinnen und Schüler zunehmend befähigt, die vom Menschen gestaltete Umwelt zu erfassen, zu reflektieren und unter den Aspekten Gebrauchswert, Funktion, Gestaltung und Verarbeitung zu bewerten. Das Vorstellen eigener Arbeitsergebnisse innerhalb der Gruppe vermittelt gegenseitige Wertschätzung und Toleranz. Arbeitsprozesse und ‑ergebnisse des Werkunterrichts werden exemplarisch mit zeitgemäßen Technologien und Medien dokumentiert und präsentiert, was neben der Medien- und Methodenkompetenz auch das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler stärkt.
In handlungsorientierten, offenen und kooperativen Lernformen in Werkstatträumen vermittelt der Werkunterricht bedeutende Schlüsselqualifikationen, die für das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft eine wichtige Grundlage darstellen: Ausdauer, Konzentration, Disziplin, Offenheit, Teamfähigkeit, Toleranz und Urteilsfähigkeit. Auch zur Gestaltung des Lebensraums Schule und zur Entwicklung eines eigenständigen Profils der Schule kann der Werkunterricht einen wesentlichen Beitrag leisten. Werken bietet sich in besonderem Maße für projektorientierten und fächerübergreifenden Unterricht an, ebenso wie für die Nutzung außerschulischer Lernorte, um die heutige Arbeitswelt (Handwerksbetriebe, Industrieunternehmen) einzubeziehen. Hier leistet das Fach Werken einen gezielten Beitrag zur beruflichen Orientierung. Themenorientierte Exkursionen können den Schülerinnen und Schülern helfen, ihre eigene Tätigkeit in einem kulturellen Kontext zu verstehen.
Der Werkunterricht befähigt die Schülerinnen und Schüler, ein kulturelles Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln und an der Organisation einer menschlichen Umwelt gestaltend mitzuwirken.
Quelle: http://www.lehrplanplus.bayern.de/fachprofil/realschule/werken [18.3.2017]