Edith-Stein – eine faszinierende Frau und ein Vorbild in vielerlei Hinsicht

„Neulinge“ der Edith-Stein-Realschule lernen ihre Namenspatronin kennen

Wie jedes Jahr fand in zeitlicher Nähe zum 12. Oktober vergangenen Freitag an der Edith-Stein-Realschule zum Geburtstag ihrer Namensgeberin ein Gedenktag statt. Die 102 Neuzugänge, die in vier 5. Klassen aufgeteilt sind, sollten Näheres über die Frau erfahren, die sich ihre Realschule zum Vorbild genommen hat.

Einen besonders feierlichen Charakter gab der Veranstaltung das zu Beginn von allen gemeinsam gesprochene Gebet von Theresa von Ávila, durch deren Glaubenslehre die in Breslau aufgewachsene Atheistin Edith Stein erst als junge Erwachsene zum Christentum fand sowie die musikalische Umrahmung durch Instrumentalisten der Klasse 7e unter der Leitung von Musiklehrkraft Magdalena Grüttner. Die Schüler der fünften Klassen wurden aktiv daran beteiligt, indem sie das Edith-Stein-Lied einstudierten und anschließend vortrugen.

Religionslehrkraft Frau Dr. Annemarie Piller bereitete mit Schülern ihrer Klasse 7b den Gedenktag vor, an dem klassenweise jeweils eine Schulstunde lang einer der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts gedacht wurde. Die älteren Schüler brachten dabei den jüngeren bei einer Führung zu mehreren im Schulhaus aufgebauten Stationen das Leben der am 11. Oktober 1998 heilig gesprochenen Christin jüdischer Herkunft näher. Im Laufe des Rundgangs, der auch zur Edith-Stein-Statue vor dem Schulgebäude führte, konnten die Schüler erfahren, welch faszinierende Persönlichkeit ihre Schulpatronin war und dass sie in verschiedener Hinsicht auch heute noch als Vorbild gelten kann.

Als eine von wenigen Frauen ihrer Zeit erlangte sie die Hochschulreife, wobei der Rektor ihr die Worte „Schlag an den Stein und Weisheit springt heraus“ mit auf den Weg gab. Die intelligente, junge Frau studierte Geschichte, Germanistik, Psychologie und später Philosophie, wo sie mit „summa cum laude“ promovierte und anschließend in Freiburg als Assistentin des Philosophen Edmund Husserl arbeitete. Als Pionierin eines modernen Frauenbildes setzte sie sich für die Bildung und die Berufstätigkeit der Mädchen und der Frauen ein. Mit dem Übertritt zum katholischen Glauben aus tiefster Überzeugung und der Findung ihrer persönlichen Wahrheit zeigt sie uns den Weg zur eigenen inneren Erfüllung in einer glaubensarmen Zeit auf. Durch ihr Wirken als Lehrerin in einer Schule der Dominikanerinnen in Speyer sowie ihre Beschäftigung am pädagogischen Institut in Münster, wo sie auch in der Lehrerausbildung tätig war, regt sie zum Nachdenken über heutige Bildungsaufgaben an. Ihr Aufbegehren gegen Hass und Intoleranz während des Naziregimes zeigte sich unter anderem auch an ihrem Brief an Papst Pius XI., mit der Bitte gegen die Judenverfolgung zu protestieren. Auf Druck des Regimes gab sie ihre Stelle als Pädagogin in Münster auf, um im Herbst 1933 in den Orden des Kölner Karmel einzutreten. Im Zuge der Judenverfolgung siedelte sie als gebürtige Jüdin aber 1938 in die Niederlande über. Ihr Leben musste die von der katholischen Kirche als Märtyrerin gefeierte Ordensschwester 1942 mit den an ihre Schwester gerichteten Worten „Komm, wir gehen für unser Volk!“ im Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau lassen. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund des kürzlichen Anschlags auf eine jüdische Synagoge in Halle, bei dem es neben Verletzten auch zwei Todesopfer gab, mahnt ihr Opfer zur Achtung der Menschenwürde und zum Kampf gegen Antisemitismus.

Am Ende des Edith-Stein-Tags konnten die neuen Schüler der Realschule nachvollziehen, weshalb auch jungen Menschen von heute Edith-Stein als leuchtendes Vorbild dienen kann. Mit einer süßen Belohnung aus dem Eine-Welt-Verkauf der Schule für das aufmerksame Zuhören der Schüler wurde die Feierstunde beendet.

                          Isabel Kölbl